Gemeinde Wolfegg (Druckversion)
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Die Wolfegger Loretokapelle

Am südlichen Ortsrand von Wolfegg führt eine kleine Allee auf einen weithin sichtbaren Drumlin, von dem sich eine der großartigsten Fernsichten auf das Panorama der Alpen bietet , an klaren Tagen vom Zugspitzmassiv im Osten bis zu den Berner Alpen im Westen. Auch bei weniger guter Fernsicht sieht man die nahe Nagelfluhkette mit dem Hochgrat und die Allgäuer Alpen vom Hochvogel bis zum Widderstein. Die Kreuzwegstationen von 1881 zwischen den alten Bäumen künden einen nahe gelegenen Wallfahrtsort an: die Wolfegger Loretokapelle.

Der Name "Loreto" verweist auf den gleichnamigen italienischen Wallfahrtsort, an dem die Casa santa bewundert wird, jenes heilige Haus aus Nazareth, das einer Legende zufolge im 13. Jahrhundert von Engeln nach Loreto bei Ancona übertragen wurde. Wer der schönen Legende nicht traut, kann die Engel durch ganz irdische Kreuzritter ersetzen oder sich auf die These verlassen, dass der Ursprung der Wallfahrt in Loreto ein altes Marienheiligtum war.

Der Gnadenort in Loreto ist ein rechteckiger Raum von 9,5 x 4 m. Er birgt eine vom Ruß der Öllampen schwarze Madonna. In der Barockzeit hatte Loreto als Wallfahrtsort nichts an Anziehung verloren. Vor allem die nach diesem Wallfahrtsort benannte Lauretanische Litanei wurde viel gebetet und gesungen. Zahlreiche Loretokapellen wurden nach und nach im süddeutschen Raum errichtet als kleine Abbilder des großen Gnadenortes, so auch die Loretokapelle in Wolfegg im Jahr 1668. Graf Maximilian Willibald von Waldburg-Wolfegg bestimmte testamentarisch ihre Errichtung, nachdem ihm als kaiserlichem Feldmarschallleutnant immer wieder der beantragte Urlaub abgeschlagen wurde, den er zu einer Wallfahrt nach Loreto nutzen wollte.

In den Jahren 1706/1707 wurde die Kapelle durch Graf Ferdinand Ludwig um das westlich gelegene Oratorium und die östlich angebaute Einsiedelei erweitert, in welcher heute der Kapellenmesner wohnt. Die Kirchweihe erfolgte am 20. Oktober 1711 durch den Konstanzer Bischof. Seither wurde die Kapelle baulich nicht mehr verändert. Innenrenovierungen erfolgten 1877 und zuletzt 1966-1968, wobei die Fresken im Innern wieder freigelegt worden sind. Südlich der Kapelle befindet sich unter Bäumen die 1912 errichtete, von Schultheiß Katein gestiftete Lourdesgrotte.

Das Innere der Kapelle

Man betritt die Kapelle heute durch die Südtür und gelangt in einen fast fensterlosen, dunklen Raum, eben jene Nachbildung der Casa santa, jedoch mit erweiterten Ausmaßen. Links schließt sich das zweigeschossige Oratorium an, das die Sitzplätze der Kapelle beträchtlich vermehrt. Im vorderen Teil schließt eine ikonostasenhafte Wand (Lettner) den Raum ab, vor der sich der Altar erhebt. Die Holzreliefs am Altar und der Altarwand zeigen Szenen aus dem Leben Marias. Dahinter befindet sich die für eine Kapelle geräumige Sakristei.

Das Gnadenbild

Das Gnadenbild der Loretokapelle ist eine schwarze Madonna, die am 28. November 1707 in großer Prozession feierlich in die Kapelle getragen wurde, nachdem das Bild zuvor in Loreto geweiht und von dort nach Wolfegg gebracht worden war. Die Madonna ist eine genaue Kopie des Gnadenbildes von Loreto. Während das italienische Original 1921 einem Brand zum Opfer fiel, ist das Wolfegger Gnadenbild gut erhalten. Es war in der Barockzeit mit kostbarem Goldbrokat und Silberschmuck bekleidet.

Die Ausstattung

Abgesehen von den bereits erwähnten geschnitzten Reliefs an Lettner und Altar aus dem Jahr 1877 birgt die Loretokapelle an dem backsteinbemalten Wänden 13 Fresken und Freskenfragmente, wohl aus der Entstehungszeit der Kapelle. Die Fresken entsprechen den Originalen in Loreto, welche dort beim erwähnen Brand im Jahr 1921 zerstört wurden, was die Kostbarkeit der Wolfegger Kopien erhöht. Dargestellt sind achtmal Maria mit dem Jesuskind in verschiedenen Lebensaltern und einige Heilige: Georg, Katharina, Leonhard, Bartholomäus und Anna. An der Decke des Oratoriums findet sich ein barockes Fresko mit dem bekleideten Gnadenbild.

Der Orgel-Blindprospekt an der Kapellenrückseite stammt von 1768, die restaurierungsbedürftige Orgel selbst von 1912. Im Mittelgang der Kapelle befindet sich eine Bronzeplatte, unter der das Herz des Grafen Ferdinand Ludwig liegt. Er starb im Jahr 1735 während der Bauzeit der Stiftskirche, in der er später beigesetzt wurde. Sein Herz blieb in der Loretokapelle, woran die wappengeschmückte Bronzeplatte erinnert. Von den zwei Glocken, welche der Dachreiter einst barg, ist seit dem 2. Weltkrieg nur noch die kleinere erhalten, gegossen 1707 von Johann Ernst in Lindau.

In der Kapelle befindet sich seit den Jahr 2003 ein Kerzenopferstock, wo Beter und Wallfahrer für ihr Gebetsanliegen eine Kerze anzünden können. Von Weihnachten bis Mariä Lichtmess ist die stattliche Weihnachtskrippe neben dem Altar aufgestellt.

Die Wallfahrt heute

Zu allen Jahrhunderten zog die Loretokapelle Pilger und Besucher an. Während die Kapelle in der Barockzeit oft große Prozessionen kommen sah, ist sie heute ein beschaulicher aber beständiger Wallfahrtsort. Seit dem frühen 18. Jahrhundert, nachweislich seit dem Jahr 1726, wird bis auf den heutigen Tag in der Loretokapelle täglich der Rosenkranz gebetet. Das Rosenkranzgebet findet täglich um 15:00 Uhr statt.

An den Wallfahrtstagen, dem Rosenkranzfest (erster Sonntag im Oktober) und Christi Himmelfahrt, ist es mit einer feierlichen Rosenkranz- bzw. Maiandacht verbunden. Zur Pflege des Rosenkranzgebetes besteht seit dem Jahr 1695 die Wolfegger Rosenkranzbruderschaft, in die man auf Antrag beim Kath. Pfarramt aufgenommen werden kann.

Am ersten Samstag jeden Monats findet um 09:00 Uhr die Heilige Messe zu Ehren der Gottesmutter als Wallfahrtsgottesdienst statt. Auch für Wallfahrtsgottesdienste anderer Pfarrgemeinden, für Gruppengottesdienste oder Hochzeiten wird die Kapelle gern genutzt.

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